Sein Grab in der deutschen Kleinstadt
Naumburg ist bis heute erhalten, aber ein echtes Denkmal für die Energie und
das Talent dieses Mannes befindet sich in Wladiwostok: Der Gebäudekomplex der
Firma Kunst & Albers erhebt sich
schmuckvoll im Stadtzentrum – als Zeichen der Macht des Handelsimperiums, das
deutsche Kaufleute am Stadtrand Russlands errichtet haben ...
Adolph Wassiljewitsch Dattan. Als zehntes
Kind eines armen ländlichen Pastors wuchs er in Not auf und träumte davon, nach
Südamerika zu ziehen. Während Adolph in Hamburg auf ein geeignetes Schiff
wartete, bekam er einen Job als Buchhalter in einem kleinen Juweliergeschäft
angeboten. Und hier ergab sich eine weitere Gelegenheit. Der Bruder des
Besitzers, Gustav Albers, hatte kurz zuvor ein Handelsgeschäft in Wladiwostok
eröffnet, und Dattan erhielt als fleißiger Arbeiter die Empfehlung, dort zu
arbeiten. Dattan stimmte zu. Erstens reizte ihn die lange Reise und zweitens
erschienen ihm 50 Rubel Gehalt mit Essen und Wohnraum auf Kosten des Unternehmens
eine fantastische Aussicht zu sein. Er war 20 Jahre alt ...
In Wladiwostok erkannte Dattan schnell, dass
es notwendig war, den Großhandel auszubauen und Regierungsaufträge mit
garantierter Zahlung zu erhalten. Zum Wohle der Sache machte Dattan Bekanntschaft
mit hochrangigen Beamten und übernahm russische Bräuche und Gewohnheiten. Er
erhielt sogar die russische Staatsbürgerschaft. Durch seine Bemühungen breitete
sich das Unternehmen im gesamten Fernen Osten aus. Als die Gründer des
Unternehmens nach Hamburg zurückkehrten, wurde Dattan Miteigentümer und de
facto Leiter der Firma in Wladiwostok. 1887 wurde Dattan zum deutschen
Handelsvertreter und später zum Konsul ernannt.
Dattan half der Stadt großzügig: Er spendete
Geld für den Bau öffentlicher Gebäude und Kirchen oder gewährte armen
Studierenden Stipendien. Seine finanzielle Unterstützung allein für das
Orientalische Institut und das Männergymnasium belief sich auf 200.000 Rubel!
Die Gebäude, die Dattan gehörten oder mit
seiner Beteiligung gebaut wurden – das GUM, das Diagnosezentrum, Holzhäuser im
chinesischen Stil und die Hausnummer 37 in der Swetlanskaja-Straße, die
lutherische Kirche, das alte Museumsgebäude – sie sind der Stolz Wladiwostoks.
Dattan selbst führte einen äußerst bescheidenen Lebensstil, lebte mit
Mitarbeiter*innen im selben Haus und aß mit ihnen im selben Speisesaal. Dattan
war einer der angesehensten Bewohner von Wladiwostok: ein Mitglied der
Stadtduma, ein Ehrenrichter. 1891 nahm Dattan an der Versammlung des russischen
Thronfolgers Großherzog Nikolai Alexandrowitsch teil, von dem er einen goldenen
Ring erhielt.
Dattans Liste der Ehrentitel und
Auszeichnungen ist schier unendlich lang. Den Höhepunkt seiner Karriere aber
bildete der Erhalt des erblichen Adelstitels im Jahr 1914, dem höchsten
Klassenrang im Russischen Reich.
Das weitere Leben von Dattan verlief
tragisch: Verfolgung, Exil, Verzweiflung, Flucht nach Deutschland. Dattans
Schicksal ist eine komplexe, aber ehrenwerte Geschichte eines edlen und
talentierten Mannes.
Im Rahmen des Projekts ist geplant, ein
breites Publikum mit dem Leben von Adolpf Dattan vertraut zu machen:
Studierende, Schüler*innen und Theaterbesucher*innen in Wladiwostok.
Organisator:
Ort und Adresse der Veranstaltung:
Puschkinstraße 27, Wladiwostok
Für Theaterstück können
Tickets online gekauft werden.
13.02.2021, 18:30 Uhr
27.02.2021, 18:30 Uhr
26.03.2021, 19:00 Uhr